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Imposter-Gedanken & People Pleasing: Warum erfolgreiche Frauen sich oft selbst im Weg stehen

  • Autorenbild: Verena Stahl
    Verena Stahl
  • 11. Mai
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Mai

3 selbstbewusste Business-Frauen stehen mit verschränkten Händen und sehr modisch gekleidet und schauen den Betrachtenden des Bildes stark an.


Kompetenz im Außen – Zweifel im Inneren

Sie ist leistungsstark, empathisch, verantwortungsbewusst – und trotzdem fragt sie sich nach einem erfolgreichen Meeting: „War das wirklich gut genug?“

Diese innere Stimme ist weit verbreitet – besonders unter Frauen. Sie flüstert:

„Irgendwann merken sie, dass ich es gar nicht kann.“

Willkommen im psychologischen Spannungsfeld zwischen Imposter-Gefühlen und People Pleasing – einem dynamischen Duo, das äußere Karrierewege blockieren und inneres Selbstvertrauen untergraben kann.


In diesem Beitrag erfährst du:

  • Was Imposter-Gedanken wirklich sind – und warum sie kein Einzelfall sind

  • Wie sie mit People Pleasing zusammenhängen

  • Welche gesellschaftlichen Prägungen dahinterstehen

  • Und vor allem: Was du tun kannst, um dich davon zu befreien


Was ist das Imposter-Phänomen?

Der Begriff „Imposter-Syndrom“ wurde 1978 von Pauline Clance und Suzanne Imes geprägt. Er beschreibt das Phänomen, dass Menschen trotz objektiver Erfolge überzeugt sind, ihren Status nicht verdient zu haben – und entlarvt zu werden. Obwohl sich diese Gedanken bei Männern und Frauen zeigen, betreffen sie Frauen in Leistungsrollen besonders häufig.


Wichtig für dich an dieser Stelle zu wissen: Es handelt sich nicht um ein anerkanntes psychologisches Syndrom, sondern um ein weit verbreitetes Erleben, das stark mit Glaubenssätzen und verzerrten Maßstäben zusammenhängt.


Imposter-Gedanken sind kein Makel, sondern ein Denkfehler

Eine aktuelle und sehr umfassende Metastudie (= Überblicksstudie) von Tewfik, Yip und Martin (2023), veröffentlicht in den Academy of Management Annals, kommt zu einem spannenden Befund:

Imposter-Gedanken entstehen nicht durch mangelnde Kompetenz – sondern durch ein inneres Bild, das sich nicht mit der äußeren Realität deckt.

Diese kognitive Dissonanz wird oft durch überhöhte Erwartungen, Vergleiche mit anderen und ein starkes Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit verstärkt – ein perfekter Nährboden für People Pleasing.


Was verbirgt sich hinter People Pleasing?

People Pleasing klingt harmlos und scheint erst einmal ein ausgeprägter Hang zu Freundlichkeit zu sein. Doch in Wahrheit ist es eine tief verwurzelte Anpassungsstrategie.

Menschen mit dieser Tendenz richten sich stark nach den Erwartungen, Bedürfnissen sowie den Maßstäben und Bewertungen ihrer Umwelt und Mitmenschen. Und das passiert dann nicht selten auf Kosten der eigenen Grenzen, der eigenen Ziele und letzten Endes der eigenen Energie und sogar Gesundheit.


Psychologisch betrachtet, handelt es sich beim People Pleasing um ein Verhalten, das in der Kindheit erlernt wurde – häufig in einem Umfeld, in dem Liebe oder Anerkennung an Leistung, Hilfsbereitschaft oder Konfliktvermeidung geknüpft war.

Im Erwachsenenalter wird diese Strategie dann unbewusst fortgesetzt – als Versuch, Ablehnung zu vermeiden und Zugehörigkeit zu sichern.


Typische Verhaltensweisen sind:

  • reflexhaftes Ja-Sagen, auch wenn es eigentlich ein Nein bräuchte

  • starke Angst vor Enttäuschung oder Kritik

  • ein gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl bzw. die Notwendigkeit, dass dieses immer wieder durch äußere Bestätigung gestärkt wird

  • chronische Selbstzurücknahme zugunsten anderer

  • das Bedürfnis, „es allen recht zu machen“


Problematisch wird das dann, wenn es zum Selbstbild - ja sogar zu einer tief empfundenen Identität wird:

„Ich bin nur dann wertvoll, wenn ich für andere da bin.“

In Kombination mit Imposter-Gedanken entsteht ein Muster ständiger Selbstverleugnung – begleitet von Unsicherheit, Erschöpfung und dem Gefühl, nie „genug“ zu sein.


Gesellschaftliche Prägung: Warum Frauen besonders betroffen sind

Frauen werden oft schon früh im heranwachsenden Alter zur Anpassung erzogen:

„Sei brav.“ – „Stell dich nicht in den Mittelpunkt.“ – „Hilf anderen.“

Diese Werte sind an sich nicht falsch – doch sie können die Entwicklung eines stabilen und unabhängig von äußerer Bestätigung und "Absolution" bestehenden Selbstwertes behindern.


Wer gelernt hat, Zugehörigkeit durch Angepasstheit zu „verdienen“, wird sich später schwertun, selbstbewusst zu führen oder klare Grenzen zu setzen.


Deshalb bin ich tief und fest überzeugt:

Nicht Kompetenz ist es, was Frauen fehlt. Es ist ihre eigene innere Erlaubnis, ihre Kompetenz als Realität anzunehmen.

Wer lange darauf konditioniert wurde, anderen den Vorrang zu geben, fragt sich irgendwann:„Darf ich das überhaupt – führen, entscheiden, sichtbar sein?“


Diese Fragen wirken nicht bewusst – aber sie entscheiden über berufliche und persönliche Entwicklung.


Was tun gegen Imposter, People Pleasing & Co.?

Ein zentrales Ziel in meiner Arbeit ist deshalb, mit Klient:innen diese Erlaubnis neu zu verhandeln:

  • Was darf ich fordern – auch wenn ich nicht perfekt bin?

  • Was darf ich ablehnen – auch wenn ich gebraucht werde?

  • Was darf ich gestalten – auch wenn ich Zweifel habe?

Denn echtes Selbstvertrauen entsteht nicht durch äußere Titel oder Applaus, sondern durch innere Legitimation.


Imposter-Gedanken in der Social-Media-Welt

Nie war der Druck, perfekt zu erscheinen, so hoch wie heute. Social Media zeigt uns nicht, wie Menschen wirklich arbeiten, scheitern oder zweifeln – sondern deren kuratierte Hochglanzmomente.

Das Problem: Wir vergleichen unser echtes Leben mit dem bearbeiteten Leben anderer. Und weil die innere Unsicherheit schon da ist, glauben wir oft: „Die anderen sind besser, weiter, souveräner.“ Dabei vergessen wir: Auch sie kämpfen mit Selbstzweifeln. Sie zeigen sie nur nicht.


5 Impulse für mehr innere Klarheit

Du musst nicht in der Imposter-People-Pleasing-Schleife bleiben. Hier sind fünf Impulse aus meiner Coachingpraxis – ergänzt um Reflexionsfragen:


1. Reframe deine Zweifel

Was wäre, wenn mein Zweifel nicht zeigt, dass ich unfähig bin – sondern dass mir Verantwortung wichtig ist?

→ Wem würde ich diese Gedanken nie unterstellen – und warum mir selbst schon?

Was spricht rational eigentlich für meine Kompetenz?


2. Setze gesunde Grenzen

Wo sage ich Ja, obwohl es ein Nein braucht?

Welche Form von Rückzug fühlt sich wie Fürsorge an – nicht wie Egoismus?

Wie könnte ich heute eine kleine Grenze setzen – freundlich, aber klar?


3. Hinterfrage deine Maßstäbe

Wer prägt mein Bild von Erfolg?

Welche Stimmen im Außen beeinflussen meine Entscheidungen?

Was würde sich ändern, wenn ich meinen eigenen Maßstab definieren dürfte?


4. Kenne deine Werte

Welche 3 Werte möchte ich bewusst leben – auch im Arbeitskontext?

Wo verbiege ich mich aktuell für Ziele, die nicht meinen entsprechen?

Was würde für mich möglich, wenn ich mir erlaube, authentisch zu handeln – selbst wenn ich damit auch mal anecke?


5. Suche Verbindung, nicht Vergleich

Mit wem fühle ich mich inspiriert – statt unter Druck gesetzt?

Wie kann ich echten Austausch pflegen, statt still mitzuleiden?

Welche Plattformen oder Kontakte nähren mich – und welche rauben mir Energie?


Du bist nicht zu wenig – vielleicht ist nur dein Maßstab falsch

Imposter-Gedanken sind kein persönliches Scheitern. Sie sind ein Echo von verinnerlichten Normen, verzerrten Vergleichen und gesellschaftlichen Anforderungen. Doch du kannst lernen, dich davon zu befreien.Nicht von heute auf morgen. Aber Schritt für Schritt. Mit klarem Blick. Mit innerer Erlaubnis. Und mit dem Wissen: Du darfst führen, wirken und wachsen – ohne dich selbst kleinzumachen.


🔗 Du willst den Imposter-Teufelskreis für dich durchbrechen?

Wenn du dich in diesem Beitrag wiedererkannt hast, ist das kein Zufall – sondern ein guter Anfang. Denn das, was dich heute noch zweifeln lässt, kann morgen dein stärkster Entwicklungsmotor sein.

In meinem Coaching begleite ich Menschen – besonders Frauen in verantwortungsvollen Rollen – dabei, sich von übermäßiger Anpassung und Imposter-Gedanken zu lösen.

Damit sie wieder mit innerer Klarheit, Sanftmut und Stärke führen – und nicht mehr beweisen müssen, dass sie „es wert sind“.

Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst und das Gefühl hast, dass es Zeit ist, alte Muster zu hinterfragen und neue Wege zu gehen – dann begleite ich dich gern dabei. Gemeinsam schauen wir, wie du mehr Selbstbewusstsein, innere Überzeugung und äußere Souveränität in dein berufliches Handeln bringst – ganz ohne People Pleasing und lästige Imposter-Gedanken.

Kontaktiere mich gerne per E-Mail unter info@verena-stahl.ch oder mit Hilfe der nachfolgenden Buttons.


Herzlichst, Verena Stahl






Info-Box:

Der Begriff Imposter-Phänomen wurde erstmals 1978 von den US-amerikanischen Psychologinnen Pauline Rose Clance und Suzanne Imes wissenschaftlich beschrieben. In ihrer vielzitierten Studie „Das Hochstapler-Phänomen bei leistungsstarken Frauen: Dynamiken und therapeutische Interventionen“(Originaltitel: The Impostor Phenomenon in High Achieving Women: Dynamics and Therapeutic Intervention, erschienen in Psychotherapy: Theory, Research and Practice), analysierten sie das Erleben zahlreicher hochqualifizierter Frauen, die trotz beruflicher Erfolge überzeugt waren, ihre Positionen nicht wirklich verdient zu haben.


Clance und Imes stellten klar: Dieses Phänomen ist keine psychische Störung, sondern eine verbreitete Reaktion auf gesellschaftliche Prägungen, Geschlechterrollen und hohe äußere Erwartungen.


Bis heute gelten ihre Erkenntnisse als Grundlage der psychologischen Auseinandersetzung mit dem Thema Imposter-Gedanken – und haben zur Entwicklung diagnostischer Instrumente wie der Clance Impostor Phenomenon Scale (CIPS) geführt.


📌 Literatur & Studienhinweise

  • Clance, P. R., & Imes, S. A. (1978). The imposter phenomenon in high achieving women. Psychotherapy: Theory, Research and Practice.

  • Tewfik, B. A., Yip, J. A., & Martin, S. R. (2023). Rethinking the Impostor Phenomenon. Academy of Management Annals.

  • Brown, B. (2010). The Gifts of Imperfection.

  • Dweck, C. (2006). Mindset: The New Psychology of Success.


📘 Dazu passend:

  • Brené Brown: The Gifts of Imperfection

  • Carol Dweck: Mindset – Changing the Way You Think to Fulfil Your Potential

 
 
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