Freitagmorgen, die Tasse Kaffee in der Hand und voller Vorfreude aufs Wochenende. Plötzlich ein Gefühl des Unbehagens. Steuererklärung, Besuch bei den Schwiegereltern und das Bila mit dem Chef am Montagmorgen. Schon fühlst du dich im Strudel widerstrebender Emotionen hin und her gerissen und das Selbstbewusstsein schwindet dahin.
Emotionen sind mehr als nur Gefühle
Emotionen sind höchst komplexe Phänomene, die unser Denken, unser Verhalten und unser Körperempfinden beeinflussen. Was tun, wenn unterschiedliche Emotionen gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig widersprechen?
Diesen Zustand der emotionalen Zerrissenheit mit negativen Konsequenzen für das eigene Selbstbewusstsein nennen wir "Ambivalente Gefühle". Obwohl eine höchst menschliche Eigenschaft, verwirrt Ambivalenz und blockiert unser Denken, erschwert Entscheidungen und kann im Extremfall sogar Panikattacken auslösen.
Ein Weg, dich bei ambivalenten Gefühlen besser zurechtzufinden, ist das Erstellen einer Affektbilanz. Dank dieses Werkzeugs verstehst du deine Gefühle und kannst sie aktiv steuern. Der Weg zu Selbstwirksamkeit, Gelassenheit und Resilienz wird frei. Dank Affektbilanz ambivalente Gefühl managen.
Wie funktioniert die Affektbilanz von ambivalenten Gefühlen?
Sammle alle relevanten ambivalenten Gefühle, die du mit der herausfordernden Situation oder in einem konkreten Moment bei dir wahrnimmst.
Zeichne so viele Barometer nebeneinander auf, wie du unterschiedliche Gefühle in dieser Situation erlebst.
Schreibe unter jedes Barometer ein Gefühl und trage bei jedem angenehmen Gefühl ("Vorfreude aufs Wochenende") die Skala 0 bis 100 ein und bei jedem unangenehmen Gefühl ("Bila") die Skala 0 bis -100.
Dann identifiziere, wie stark die verschiedenen Gefühle ausgeprägt sind, indem du in die Situation hineingehst mit deinem Sinneserleben.
Um eine Situation als insgesamt stimmig in ihrer Ambivalenz zu erleben, sollten die positiven Gefühle mindestens einen Wert von > 70 und die negativen Gefühle höchstens einen Wert von < 30 erreichen.
In einem Coaching arbeite ich mit meinen Coachees daran, geeignete Massnahmen zu finden, damit die verschiedenen Gefühle genau dieses Kriterium erfüllen.
In welchen Situationen leistet die Affektbilanz wertvolle Dienste?
Konflikte am Arbeitsplatz: Ein unangenehmes Gespräch mit Kolleg:innen lässt sich durch den Einsatz der Affektbilanz effizient analysieren und lösen.
Entscheidungsfindung: Egal, ob bei der Jobwahl oder der Partner:innensuche – die Affektbilanz hilft dir, die emotionalen Vor- und Nachteile jeder Option abzuwägen.
Beziehungsprobleme: Wer hier "feststeckt", kann mit Hilfe der Affektbilanz neue Perspektiven und Lösungswege finden.
Selbstwertgefühl: Empfindest du Zweifel und Unsicherheit, hilft dir die Affektbilanz dabei zu verstehen, was diese Emotionen antreibt und wie du sie verändern kannst.
Elternschaft: Als Elternteil stellen sich dir tagtäglich viele Anforderungen, und die Emotionen sind entsprechend intensiv und vielgestaltig. Hierauf flexibel und effektiv zu reagieren, wird durch die Versachlichung mittels Affektbilanz ermöglicht.
Seitdem ich die Affektbilanz im Coaching einsetze, bin ich ihr grösster Fan.
Und was ist mit dem Wochenende? Das kann kommen!