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Mehr Selbstbewusstsein ohne Scham


Eine junge Frau im gelben Blazer hinter einer Seifenblase versteckt
Versteckspiel

Du kennst ihn vielleicht auch, den Moment, in dem du realisierst, irgendetwas ist dir gerade furchtbar unangenehm, und gleich sieht man es dir an. Diese aufsteigende Röte und die glühenden Wangen würdest du am liebsten hinter einer Maske verstecken und dich selbst am besten gleich mit "wegzaubern".



Kein Wunder, rangiert Scham auf der Rangliste der unbeliebten Gefühle ganz weit vorne. Grund genug, sich einmal die Mechanismen genauer anzuschauen. Befreiung vom Scham verstärkt das Selbstbewusstsein.


Scham ist eine von 11 Basisemotionen

Emotionen sind mehr als Gefühle. Sie sind komplexe Bewegungen bzw. Veränderungen in unserem Innenleben. Der US-amerikanische Psychologe Paul Ekmann entwickelte bereits in den 1980er-Jahren das Facial Action Coding System und unterschied dabei 11 Basisemotionen:

  • Freude, Stolz

  • Überraschung

  • Traurigkeit, Angst, Wut, Ekel, Verachtung, Scham, Schuld, Neid

Über Scham spricht dabei niemand besonders gerne. Und gleichzeitig ist es nicht von der Hand zu weisen, dass ein gewisses Basis-Know how eine gute Ausgangslage dafür ist, einen besseren Umgang mit Scham zu erlernen.


1. Lektion: Scham schwächt das Selbstbewusstsein im Kontakt mit anderen Menschen

Bei Scham dreht sich alles um soziale Bindungen und die Frage, wie nehme ich mich selbst im Beisein anderer Menschen wahr. In diesen Momenten wünscht man sich, man könnte Selbstbewusstsein ohne Scham lernen.


Im Englischunterricht der 5. Klasse zeigte ich beim Aussprechen des "Ow-Lautes" wenig Talent. Meiner Englischlehrerin "Mrs." Pahl fiel nichts besseres ein, als vor der ganzen Klasse meine Falschaussprache lautstark nachzuahmen: "Owwld" - Old - nicht "Ölt"! (Ja, heute kann auch ich lachen ;-).

Wie du dir denken kannst, rief das bei meinen Mitschüler:innen viel Kreativität hervor. Auf dem Pausenhof riefen sie mich eine Zeitlang 'Ölt Verena' - nach Old Shatterhand, aus den seinerzeit sehr beliebten Winnetou-Filmen. Fortan hatte ich richtig Angst davor, im Unterricht rot anzulaufen. Und natürlich bewirkte dies nur, dass ich dies recht oft tat.


Halten wir fest: Scham ist ein höchst soziales Phänomen und entsteht in Momenten, in denen wir uns selbst in den Augen anderer als "peinlich" gespiegelt sehen. Rotwerden, heiße Wangen, verlegener, flackernder Blick, stockende, zittrige Stimme, sich Hin- und-Her-Winden, unstetes auf der Stelle Treten, Kopf einziehen und Schultern hochziehen, gebückte Haltung - all das sind Begleiterscheinungen von Scham und stellen für den ganzen Organismus Höchststress dar. Selbstbewusstsein ohne Scham ist erklärtes Ziel in solchen Momenten.


2. Lektion: Die Toleranz nimmt zu - der Druck auch

Der aktuelle Trend zeigt sich als ein "sowohl als auch": Einerseits ist das Bloßstellen seitens "Autoritätspersonen" - Lehrkörper, Eltern, Erwachsene - auf dem Rückzug. Andererseits potenziert der Social Media-Vergleich den Druck, perfekt zu sein, ganz enorm. Damit steigt die Gefahr, Scham und schlimmstenfalls panische Angst zu empfinden, ganz enorm. Auch trotz positiver gesellschaftlicher Bewegungen wie "Diversität & Inclusion" oder "Body-Positivity".


3. Lektion: Für Selbstbewusstsein ohne Scham wirken Training & Coaching besonders gut:

Uns steht eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, um gegen unliebsame "Scham-Attacken" gefeit zu sein. Hier ein Kurzabriss dazu:

  1. Selbstreflexion & Bewusstseinsbildung durch Dokumentation schambehafteter Situationen und ihrer jeweiligen Auslöser ("Trigger")

  2. Benennung & Beschreibung der empfundenen Gefühle, um diese greifbar und verständlich zu machen.

  3. Trainieren kognitiver Umstrukturierungstechniken: Einführung in die Technik des Gedankenstopps, der schambezogene Gedanken bewusst unterbricht und durch positive oder neutrale Gedanken ersetzt

  4. Gemeinsames Hinterfragen der unrealistischen Überzeugungen, die Scham hervorrufen

  5. Achtsamkeits- und Atemübungen, negative Gedankengänge zu beruhigen und die Selbstwirksamkeit über das Atmen zu fokussieren

  6. Tiefenatmungstechniken, um körperliche Anzeichen von Verlegenheit zu mildern

  7. Anwendung von sogenannter "Exposition": Schrittweise Konfrontation mit scham- oder verlegenheitsauslösenden Situationen in einem geschützten Umfeld, gefolgt von einer Reflektion über die erlebten Emotionen und Reaktionen

  8. Entwicklung von Selbstmitgefühl: Begleitung des Coachees im Prozess der Selbstakzeptanz, bei dem er lernt, sich selbst Fehler und Schwächen zu gestatten und sich mit Mitgefühl und Verständnis zu begegnen

  9. Rollenwechsel und Perspektivwechsel: Durchspielen sozialer Szenarien, wobei der Coachee verschiedene Rollen übernimmt, um Empathie und Verständnis für andere Perspektiven zu fördern

  10. Arbeiten mit positiven Affirmationen: Unterstützung beim Erstellen einer Liste mit positiven Botschaften, die der Coachee in Momenten der Scham oder Verlegenheit als Anker nutzen kann, so dass die Aufmerksamkeit bewusst gelenkt wird

Was half am Ende des Tages bei mir bei Scham?

Bis mein Selbstbewusstsein stark genug war und ich keine Angst mehr vor einem Rotwerden z.B. in Präsentationen hatte, dauerte es ein paar Jahre. Leider gab es niemanden, der mich irgendwie unterstützte. Mit der Zeit lernte ich, dass mein innerer Widerstand gegen Scham kontraproduktiv war. Heute kann ich in den höchst seltenen Momenten, dass Scham sich z.B. in Gestalt roter Wangen zeigt, mit Humor damit umgehen. "Still alive", sage ich dann laut oder denke es zumindest. Das macht es für alle - auch mich - leichter. Dieser - peinliche - Moment geht auch vorüber. Überhaupt sind die allermeisten viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.


Last but not least werden laut empirischer Erkenntnisse errötende Menschen als sympathischer & ehrlicher eingeschätzt. Zu seiner Scham als "Stiefkind der Emotionen" zu stehen, ist ein wichtiger Schritt, um in einen echten Kontakt mit sich selbst und mit anderen Menschen zu treten.


Möchtest du im Rahmen eines vertrauensvollen Coachings mit mir zusammen dieses Thema angehen, melde dich gerne via Button bei mir!


Herzlichst, Verena Stahl



 
 
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