Narzissten und People Pleaser: Definitiv kein Dream-Team!
- Verena Stahl
- 2. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juni

In zwischenmenschlichen Beziehungen – ob beruflich oder privat – spielt sich oft mehr ab, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Eine besonders ungesunde, aber häufige Konstellation ist die Verbindung zwischen einem Narzissten und einem People Pleaser. Auf den ersten Blick wirken sie wie zwei gegensätzliche Pole, die sich ideal ergänzen. In Wahrheit entsteht zwischen ihnen jedoch ein toxisches Geflecht, das auf emotionaler Ausbeutung und ständiger Selbstverleugnung beruht.
Kurz gesagt: Diese Verbindung ist kein Dream-Team – sondern ein Drahtseilakt mit hohem Risiko für emotionale Erschöpfung.
Was genau versteht man unter einem Narzissten?
Zunächst ist es wichtig, zwischen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und narzisstischem Verhalten zu unterscheiden. Nur etwa 1 % der Bevölkerung erfüllt die klinischen Kriterien einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Wesentlich häufiger – etwa bei 16 % der Menschen – tritt narzisstisches Verhalten auf: überhöhtes Selbstbild, mangelnde Empathie, Bedürfnis nach Bewunderung, Kontrolle und Machtausübung.
Und: Narzisstisches Verhalten ist nicht automatisch krankhaft. Die Dosis macht das Gift. In gesunden Dosen ist ein gesunder - unbekümmerter - selbstbewusster Auftritt natürlich absolut förderlich. Problematisch wird es dann, wenn das Verhalten auf Kosten anderer geht – und genau hier beginnt die toxische Dynamik mit People Pleasern.
Die typische People-Pleaser-Falle
People Pleaser sind Menschen, die sich stark an den Erwartungen, Bedürfnissen und Wünschen anderer orientieren. Sie haben ein tiefes Bedürfnis nach Harmonie, möchten gefallen, vermeiden Konflikte – oft auf Kosten der eigenen Grenzen.
Sie sagen häufig „Ja“, obwohl sie „Nein“ meinen, übernehmen zu viel Verantwortung und fühlen sich schnell schuldig, wenn sie nicht verfügbar sind.
Warum ist das problematisch?
Weil es sie anfällig macht für emotionale Manipulation – besonders durch narzisstisch geprägte Menschen. Diese erkennen intuitiv, wo sie andocken können, wie sie Zustimmung, Loyalität oder emotionale Verfügbarkeit bekommen – ohne selbst etwas zurückgeben zu müssen.
Narzisst + People Pleaser = Beziehung im Ungleichgewicht
Was auf den ersten Blick wie ein faszinierendes Zusammenspiel wirkt – charismatischer Narzisst trifft auf empathischen Helfertyp – ist langfristig eine Beziehung auf Kosten nur einer Seite.
Die narzisstische Seite:
liebt Aufmerksamkeit, Kontrolle und Bestätigung
ist kritikunfähig und reagiert auf Widerstand mit Entwertung oder Rückzug
nutzt Schuldgefühle oder Gaslighting, um Macht zu sichern
Die People-Pleaser-Seite:
sucht Verbindung, Anerkennung und Harmonie
fühlt sich verantwortlich, wenn es dem Gegenüber schlecht geht
stellt eigene Bedürfnisse dauerhaft zurück
Das Ergebnis ist ein gefährlicher Kreislauf: Je mehr der People Pleaser versucht zu retten, desto mehr Macht gewinnt der Narzisst – und desto weniger bleibt vom Selbstwert des Pleasers übrig.
Warum gerade People Pleaser in die Falle tappen
Viele Menschen, die sich wiederholt in toxischen Beziehungen wiederfinden, fragen sich irgendwann: Warum ziehe ich immer wieder solche Persönlichkeiten an?
Die Antwort liegt oft in alten Beziehungsmustern, unerkannten Glaubenssätzen und einem fehlenden Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse:
„Ich bin nur dann wertvoll, wenn ich gebraucht werde.“
„Ich darf keine Konflikte verursachen.“
„Ich muss mir Liebe erst verdienen.“
Solche inneren Überzeugungen sind häufig unbewusst – und wirken wie ein Magnet für Menschen, die nicht auf Augenhöhe begegnen, sondern dominieren wollen.
Der Mythos vom „rettbaren Narzissten“
Besonders gefährlich wird es, wenn sich empathische Menschen einreden:
„Wenn ich mich nur genug anstrenge, kann ich ihn/sie ändern.“
Diese Illusion ist leider ein Garant für Enttäuschung.
Wichtig zu wissen
Narzisstisches Verhalten entsteht nicht ausschließlich durch mangelnde Liebe in der Kindheit. Es ist zu etwa 50 % genetisch bedingt. Die Annahme, man könne durch übermäßige Fürsorge oder Liebe eine tiefgreifende Persönlichkeitsstruktur verändern, ist naiv – und hochriskant für die eigene emotionale Gesundheit.
10 Schritte, um dich aus der toxischen Dynamik zu befreien
Wenn du dich aus einer Beziehung mit einem narzisstischen Menschen lösen willst, ist Klarheit der erste Schritt. Hier findest du ein praxiserprobtes 10-Schritte-Programm, das dich unterstützt:
Selbstreflexion: Was brauchst DU, um dich wohlzufühlen?
Objektivierung: Halte schriftlich fest, was passiert – das schafft Distanz.
Innere Festigung: Deine Bedürfnisse zählen – sie sind nicht verhandelbar.
Grenzen setzen: Ein klares Nein braucht keine Rechtfertigung.
Manipulation erkennen: Lass dich nicht emotional erpressen.
Selbstwert stärken: Übe täglich stärkende Selbstgespräche und positive Selbstzuwendung.
Hilfe holen: Coaching oder Therapie kann entscheidend sein.
Eigene Muster reflektieren: Warum hast du diese Dynamik zugelassen?
Notbremse ziehen: Wenn keine Veränderung möglich ist – geh.
Neue Beziehungen gestalten: Umgib dich mit Menschen, die dich respektieren.
Zwischen Kontaktabbruch und neuen Regeln: Deine Optionen
Nicht jeder Kontakt zu narzisstischen Personen lässt sich sofort abbrechen – insbesondere im beruflichen Kontext oder bei familiären Verstrickungen. Hier lohnt sich ein abgestufter Umgang:
Option 1: Beziehung aktiv gestalten
Klare Absprachen treffen
Gespräche auf das Wesentliche begrenzen
Erwartungen realistisch halten
Option 2: Distanz schaffen
Weniger Kontakt – bewusst gesteuert
Keine Offenbarung intimer Gefühle oder Pläne
Emotionale Unabhängigkeit aufbauen
Option 3: Loslassen
Wenn deine psychische Gesundheit leidet
Wenn keine Einsicht oder Veränderung möglich ist
Wenn deine Grenzen dauerhaft verletzt werden
Reflexionsfragen für dich:
In welchen Beziehungen fühlst du dich regelmäßig klein oder ausgelaugt?
Wo sagst du „Ja“, obwohl du innerlich „Nein“ meinst?
Gibt es Menschen in deinem Leben, die deine Empathie ausnutzen?
Wie oft trittst du für deine Bedürfnisse mit Klarheit ein?
Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich zu schützen
People Pleasing ist eine Strategie, die oft aus guten Absichten entsteht – aber langfristig deine Kraft rauben kann. Und Narzisst:innen sind keine Monster, sondern Menschen mit verletzlichen Anteilen. Doch wenn sich jemand immer wieder auf deine Kosten verhält, ist Abgrenzung kein Egoismus – sondern Selbstfürsorge.
Du musst niemanden retten. Und gleichzeitig darfst du dich selbst schützen.
Du möchtest dich befreien? Ich begleite dich.
Ob im Job, im familiären Umfeld oder in Partnerschaften – wenn du dich wiedererkennst, bist du nicht allein. In meinen Coachings unterstütze ich dich dabei, deine Muster zu verstehen, deine Grenzen zu stärken und dich selbstbewusst zu positionieren.
👉 Melde dich für ein kostenfreies Kennenlerngespräch – und mach den ersten Schritt raus aus der toxischen Schleife.