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People Pleasing bei weiblichen Führungskräften: Herausforderungen und Lösungen


Drei weibliche Führungskräfte, unterschiedliche in Optik und Alter, stehen in einer selbstbewussten Pose dar.
Weibliche Führungskräfte

"Typisch" für weibliche Führungskräfte: People Pleasing

"People Pleasing" ist ein weit verbreitetes Phänomen, das besonders häufig bei Frauen und insbesondere bei jüngeren weiblichen Führungskräften auftritt. In diesem Blogbeitrag möchte ich die möglichen Ursachen, Auswirkungen und Lösungsansätze für dieses Verhaltensmuster beleuchten, das mir regelmässig in allen drei Coaching-Formaten – Führungskräfte-Coaching, Karriere-Coaching und Life-Coaching – begegnet.


Was einen People Pleaser ausmacht

Kurz gesagt, zeichnet sich People Pleasing dadurch aus, dass die betroffenen Personen stark darauf bedacht sind, wie ihr Umfeld sie und ihre Handlungen beurteilt. Sie haben oft grosse Schwierigkeiten, sich abzugrenzen, wenn sie um etwas gebeten werden, das sie eigentlich nicht tun möchten. Zudem fällt ihnen die Bewältigung von Konflikten häufig schwer. Schliesslich kennen viele ihre eigenen Bedürfnisse nicht oder stellen diese bereitwillig zugunsten anderer Menschen zurück.


Warum People Pleasing besonders stark bei weiblichen Führungskräften verbreitet ist

Leider gibt es immer noch Organisationen, Unternehmen und ganze Branchen, in denen Führungspositionen überwiegend von Männern besetzt sind. Dies erschwert es den dort beschäftigten weiblichen Führungskräften, sich durchzusetzen und ernst genommen zu werden. Angesichts dieses geschlechtsspezifischen Ungleichgewichts stehen insbesondere junge weibliche Führungskräfte unter dem subjektiven Druck, besonders zuvorkommend und kooperativ zu sein – eine ideale Voraussetzung für People Pleasing.


Gleichzeitig haben viele Frauen von klein auf in ihren Familien oder in der Schule gelernt, bescheiden und unkompliziert zu sein, Harmonie zu bewahren und Konflikten aus dem Weg zu gehen. So sind Mädchen nicht! Diese tief verankerten People Pleasing-Verhaltensmuster legen sie jetzt im Erwachsenenalter nur schwerlich ab. Selbst in Führungspositionen angekommen, behalten einige Frauen dieses Verhalten bei und machen es weiterhin allen recht, selbst wenn dies auf Kosten ihrer eigenen Bedürfnisse und Wünsche geht.


Diese Kombination aus äusserem gesellschaftlichem Druck und inneren Verhaltensmustern kann People Pleasing fördern und dadurch die berufliche und persönliche Entwicklung der betroffenen weiblichen Führungskräfte erheblich beeinträchtigen.


Warum in der "Rushhour des Lebens" der Druck steigt

In der sogenannten "Rushhour des Lebens" – dem Lebensalter zwischen 30 und 50 Jahren – ist die Gefahr besonders gross, dass Frauen die wachsenden Anforderungen in ein People Pleasing-Verhalten umwandeln. Dies hat mehrere Gründe:


  1. Karrieredruck: In dieser Lebensphase entscheidet sich zu grossen Teilen, ob jemand Karriere macht oder nicht. Jetzt kommt es darauf an, alles richtig zu machen.

  2. Familiengründung: In dieser Lebensphase "jonglieren" viele Frauen mit gleich mehreren Bälle: Karriere, Partnerschaft, Freunde und Familie.

  3. Gesellschaftliche Erwartungen: Die Gesellschaft erwartet, dass Frauen allen Rollen perfekt gerecht werden. Viele Frauen empfinden dies so oder haben diesen Anspruch so verinnerlicht, dass sie ihn leben, selbst wenn niemand von aussen dies fordert.

  4. Finanzielle Verantwortung: Hypotheken für den Hauskauf, Kinderbetreuungskosten und wachsende Ansprüche der Kinder bedeuten höhere finanzielle Belastungen. Frauen möchten ihren Teil zum Haushaltsbudget beitragen und ihre Karriere voranbringen, ohne sie zu gefährden.

  5. Generation "Sandwich": Vor allem jenseits der vierzig leisten viele weibliche Führungskräfte neben ihrer Karriere mehrfach Care-Arbeit, indem sie sich sowohl um pubertierende Kinder als auch um alternde Eltern kümmern.


Ein roter Faden zieht sich durch all dies: "People Pleaser-Frauen" versuchen es allen recht zu machen – Mitarbeitenden, Vorgesetzten, Kolleg:innen, Partner:innen und Familie. Dabei geraten ihre eigenen Bedürfnisse schnell aus dem Blick. So wird die Kinoverabredung mit der Freundin abgesagt oder das abendliche Joggen gestrichen.


Wie sich People Pleasing bei jungen weiblichen Führungskräften zeigt

Bei jungen weiblichen Führungskräften äussert sich People Pleasing auf folgende Weise:

  • Schwierigkeiten, Mitarbeitenden Aufgaben zuzuweisen: Es wird vermieden, klare Anweisungen zu geben oder Aufgaben zu delegieren, aus Angst, als zu autoritär wahrgenommen zu werden.

  • Übermässiges Engagement in Teamarbeit auf Kosten der Führungsrolle: Es wird sich zu stark in operative Aufgaben eingebracht, anstatt die eigentliche Führungsrolle wahrzunehmen oder strategisch zu agieren. Schliesslich möchte frau nicht als arrogant gelten à la "Seit sie Chefin ist, fühlt sie sich wohl zu fein dafür!"

  • Vermeidung von unangenehmen, aber notwendigen Gesprächen: Konflikte oder kritische Feedbackgespräche werden aufgeschoben oder ganz vermieden. Dies geschieht "des lieben Friedens willen", da man nicht als zickig oder schwierig gelten möchte.

  • Selbstaufopferung im beruflichen Kontext: Eigene Bedürfnisse und Grenzen werden oft zugunsten der Erwartungen und Wünsche anderer vernachlässigt. Junge weibliche Führungskräfte übernehmen häufig Überstunden, tauschen bereitwillig ihre Ferien oder übernehmen zusätzliche Projekte, um sich als engagiert und hilfsbereit zu präsentieren. Dies kann jedoch langfristig zu Unzufriedenheit und Erschöpfung führen.


Welche Folgen People Pleaser in Kauf nehmen

Diese Verhaltensweisen untergraben oft die Autorität und Effektivität weiblicher Führungskräfte. Die Folgen von People Pleasing können gravierend sein:


  • Eingeschränkte Durchsetzungsfähigkeit: Betroffenen fällt es schwer, wichtige Entscheidungen zu treffen und ihre Position zu vertreten, sei es im eigenen Team, im Führungskreis oder allgemein in der Organisation.

  • Emotionale und physische Erschöpfung: Die ständige Anpassung an die Bedürfnisse anderer ist auf Dauer enorm erschöpfend. Dies führt zu mentaler Überlastung, körperlicher Belastung und erhöhtem Burnout-Risiko.

  • Untergrabene Autorität: People Pleasing vermittelt das Bild einer Führungskraft, die nicht in der Lage ist, klare Grenzen zu setzen oder unpopuläre, aber notwendige Entscheidungen zu treffen.


Diese Kombination aus fehlender Durchsetzungskraft, erhöhtem Stress und unterminierter Autorität beeinträchtigt langfristig die Karriereentwicklung der betroffenen Frauen.


Warum People Pleaser und Narzissten eine besonders gefährliche Mischung darstellen

Während People Pleaser ständig darum bemüht sind, es anderen recht zu machen, verfolgen Narzissten das Gegenteil: Sie richten ihr Handeln ausschliesslich nach ihren eigenen Bedürfnissen aus, zeigen wenig Empathie und streben nach Bewunderung und Bestätigung.


Narzisstisches Verhalten zeichnet sich durch ein übersteigertes Selbstwertgefühl, mangelnde Empathie und ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung aus. Personen mit narzisstischen Zügen neigen dazu, andere zu manipulieren, vertragen Kritik schlecht und überschätzen sich selbst und ihre Fähigkeiten. Gleichzeitig werten sie die Leistungen anderer ab oder ignorieren sie.


Oft nutzen Narzissten aktiv Personen mit People Pleasing-Verhalten aus und überschreiten deren Grenzen, die das wiederum zulassen. Das Bild vom Hamsterrad, in dem sich die leistungsbereite junge weibliche Führungskraft abmüht, während der narzisstisch geprägte männliche Chef nach aussen die Lorbeeren einheimst, mag schablonenhaft erscheinen, ist deshalb jedoch nicht gänzlich falsch.


Unternehmenskultur hat grossen Impact auf People Pleasing

Hierarchische Strukturen können People Pleasing fördern, indem sie einen Kult um Führungskräfte schaffen, deren Gefallen man sich als Mitarbeiterin oder untere Führungskraft durch People Pleasing zu erarbeiten versucht.


Offene Kommunikationskulturen ermutigen zu ehrlichem Feedback und reduzieren People Pleasing.


Leistungsorientierte Kulturen können People Pleasing verstärken, wenn der Glaube vorherrscht, nur durch ständige Zustimmung erfolgreich zu sein.


Unternehmen, die Diversität und individuelle Stärken schätzen, können People Pleasing reduzieren.


Wie gelingt es, People Pleasing zu überwinden

Im ersten Schritt ist es unerlässlich, sich selbst zu reflektieren und die eigenen Werte, Wünsche und Bedürfnisse zu klären. Dabei können Mentoring- und Coaching-Programme sehr hilfreich sein, um Klarheit und Orientierung zu gewinnen sowie einen selbstbewussten und authentischen Führungsstil zu entwickeln.


Ein Selbstbehauptungstraining stärkt die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse klar und selbstbewusst zu kommunizieren, ohne die Rechte und Gefühle anderer zu verletzen.


Der Aufbau von Netzwerken mit anderen Female Leaders bietet eine wertvolle Plattform für den Austausch und die gegenseitige Unterstützung.


Schliesslich tragen Achtsamkeitsübungen unterschiedlicher Art dazu bei, das Selbstbewusstsein zu stärken und die eigenen Grenzen besser wahrzunehmen.


Welche praktischen Tipps dabei helfen, People Pleasing zu überwinden

Es gibt mehrere effektive Strategien, um People Pleasing zu überwinden:


  • Reflektiere deine Werte: Überlege in Ruhe, wie du sein möchtest und was deine Grenzen sind. Dies hilft dir, authentische Entscheidungen zu treffen.

  • Wende die Spotlight-Methode an: Stelle dir vor, du stehst im Rampenlicht. Dies verdeutlicht dir, dass du genauso wichtig bist wie andere.

  • Führe einen monatlichen "Warum-Tag" ein: Hinterfrage an diesem Tag, ob deine Handlungen wirklich deinen Bedürfnissen entsprechen.

  • Mache dir bewusst, dass es kein "Entweder priorisiere ich die anderen oder mich" ist. Du kannst für andere da sein und gleichzeitig in einem angemessenen Umfang deine eigenen Bedürfnisse an erste Stelle setzen.

  • Praktiziere Gewaltfreie Kommunikation: Diese Methode von Marshall B. Rosenberg kann dir helfen, deine Bedürfnisse klar zu formulieren und Konflikte konstruktiv zu lösen.


Und so kann man gezielt "Nein" sagen, ohne unprofessionell zu wirken

  • Akzeptiere bzw. halte es aus, wenn andere enttäuscht, traurig oder erzürnt auf dein "Nein" reagieren. Du bist nicht verantwortlich für die Gefühle der anderen.

  • Nutze das INGA-Prinzip: Interesse signalisieren, Nein sagen, Grund nennen, Alternative aufzeigen. Dies hilft, Ablehnungen konstruktiv zu gestalten.

  • Sei höflich, aber bestimmt: "Ich verstehe dein Anliegen, und gleichzeitig kann ich das nicht übernehmen."

  • Erkläre deine Gründe kurz und sachlich: "Aufgrund meiner aktuellen Projekte habe ich keine Kapazitäten dafür." Oder: "Das kollidiert mit dem Projekt XYZ, dann möchte ich dich bitten, das neu zu priorsieren."

  • Biete Alternativen an: "Ich kann dir leider nicht helfen, aber vielleicht wäre Kollege X oder Kollegin Y eine gute Ansprechperson."

  • Übe das Neinsagen in weniger wichtigen Situationen z.B. im privaten Kontext, um Selbstsicherheit aufzubauen und eine Rotine zu finden.


Als Lohn winkt ein gesundes, ausbalanciertes Leadership

Der Weg zur starken weiblichen Führung führt über Selbstbewusstsein und Authentizität. Wer sein People Pleasing überwindet, setzt ein klares Zeichen für selbstbewusstes und authentisches Führungsverhalten.


Diese Entwicklung stärkt nicht nur die eigene Position als weibliche Führungskraft, sondern inspiriert auch andere Frauen in der Arbeitswelt. Authentizität schafft letztlich eine Atmosphäre des Vertrauens und der offenen Kommunikation im Team.


Die wahre Stärke einer Führungskraft zeigt sich darin, wie konsequent sie zu ihren Werten steht und anderen den Raum gibt, dasselbe zu tun. Gerade empathische und rücksichtsvolle Frauen in Führungspositionen können ein besonderes Zeichen für eine neue, zeitgemässe 'Arbeitswelt in Balance' setzen.


Damit meine ich, eine gesunde Balance zwischen der Übernahme von Verantwortung in privaten und beruflichen Lebensbereichen sowie einem gesunden Mass an Empathie für andere und für sich selbst zu finden.


Wenn du weiterhin an Themen wie People Pleasing, Selbstbewusstsein und authentischer und ausbalancierter Führung arbeiten möchtest, stehe ich dir gerne zur Verfügung.


Lass' uns gemeinsam Strategien entwickeln, um deine Ziele zu erreichen und deine Stärken und dein volles Potenzial als Führungskraft zu entfalten.

Herzlichst, Verena Stahl






 
 
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